Wewerka Pavillon, Münster
Skulptureninstallation, 1991
Übersicht: ortsbezogene Arbeiten  
     
  Holz, Wachs, Beton
die unter den Holzebenen befindlichen Bauteile
des Pavillons waren Thema der Skulpturenss
 
     
  Die Arbeit wurde im raumbezogenen Zusammenhang gezeigt. Auffällig am Wewerka Pavillon war, wie stark die Ausstellungssituation die Bedeutung der ausgestellten Gegenstände verschob bzw. wie auch diese auch die Bedeutung des Wewerka Pavillons veränderten. Alltagsgegenstände wurden in dieser ,,Großen Vitrine" verfremdet und erhielten Kunstcharakter, während Kunstobjekte teilweise einen funktionalen ,,designhaften" Charakter bekamen.
Ein Ausgangspunkt meiner Arbeit war es, die Wirkung der architektonischen Gegebenheit auf die Kunstwerke (und natürlich auch die der Kunstwerke auf den Pavillon) von vorneherein als zur Arbeit zugehörig zu begreifen und das Zusammenspiel von Kunstwerk und Umgebung zu thematisieren. Dabei trägt der reale Kontext (Wewerka Pavillon) schon eine doppelte Bedeutung in sich. Er ist zum einen in funktionaler Hinsicht Ausstellungsraum, eine große Vitrine, zum anderen ist er Kunstwerk, kann funktionslos, als skulpturales Element in einem Park gesehen werden. Für mich war eine Untersuchung der Architektur des Wewerka Pavillons Ausgangspunkt. Kunstwerke, die sich mit einem realen Kontext befassen und auch in diesem gezeigt werden, werfen die Frage auf, welche Eingriffe denn eigentlich genügen, um aus einem realen Ding (z.B. einem Bauteil des Pavillons) ein Kunstwerk, eine Skulptur zu machen oder anders gesagt, vom Modellbau zur Kunst zu kommen. Vielleicht würde schon eine räumliche Veränderung des realen Dings ausreichen, vielleicht nur eine Vergrößerung oder eine Darstellung in einem anderen Material.
Welche künstlerischen Eingriffe reichen aus, um ein reales Ding in den Kunstbereich zu holen?
Durch meine Entscheidung, mich streng an die vorgegebene Architektur zu halten, die Maßverhältnisse des Pavillons zu übernehmen, schien mein Handlungsfeld zunächst stark eingeschränkt. Ich konnte die Skulptur nicht dort mit einer Nut oder Einkerbung versehen, wo ich sie als passend empfand, sondern musste die Nut bzw. Einkerbung dort machen, wo es mir der reale Kontext vorschrieb und konnte nur hoffen, dass sich aus der Notwendigkeit der Arbeit später auch eine für mich neue ,,Schönheit" ergab. Von daher ist diese Arbeitsweise eine Chance, in seiner Arbeit nicht immer wieder einen bereits vorhandenen Schönheitsbegriff wiederzukäuen, sondern ihn stetig zu verändern. Außerdem stellt man fest, dass trotz starker Einschränkung noch ein unendlich großes Handlungsfeld offen ist, da noch immer genug Variablen vorhanden sind, mit denen man arbeiten kann.

Dirk Schlichting 1991

 
     
 

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