Die Situation:
Das Kunstprojekt Verdichtung durch Abriss macht auf die vielen
Villen im Essener Süden aufmerksam, die in den letzten Jahren abgerissen
wurden, um Neubauten Platz zu machen.
Ursprünglich war eine Gruppenausstellung in einem kurz vor dem Abriss
stehenden Haus geplant, es gab in der Immobilienbranche aber anscheinend
Bedenken, dass durch das Projekt Aufmerksamkeit auf das jeweilige Objekt
gelenkt wird.
Als Ausweichmöglichkeit stellte die Stadt das Gebäude am Weberplatz zur
Verfügung, bei dem nach derzeitigem Stand die Fassade erhalten bleibt
und das restliche Gebäude abgerissen wird. Das Gebäude gibt als
Zwischennutzung Raum für kulturelle Projekte. Früher stand es als
Verwaltungsgebäude für verschiedene Institutionen zur Verfügung.
Da sich der örtliche Rahmen für das Projekt geändert hatte und die
Ausstellung nicht in einer Abrissvilla stattfand, sondern in einem
klassischen Ausstellungsrahmen, war die Idee interessanter geworden,
Abriss, Zwischenzustand und Neubeginn für die Besucher der Ausstellung
sinnlich erfahrbar zu machen.
Vorbereitungen:
Raum 306 des 2ten Obergeschosses/ Raum 305 des
3ten Obergeschosses:
Auf ca. 220 cm Abstand zur Außenmauer wurde ein Netz quer durch den Raum
in der zweiten Etage gespannt, so dass der hintere Teil des Zimmers
abgetrennt war. Es wurde ein grobmaschiges, stabiles grünes Netz
verwendet, wie zur Ladungssicherung bei Containern oder Anhängern.
In die Decke zwischen dritter und zweiter Etage wurde vor der
Ausstellungseröffnung mit einem Hohlkernbohrer eine 40 cm große
Öffnung im hinteren Teil des Zimmers gefräst.
Im dritten Obergeschoss waren im Vorfeld die verschiedenen Bodenbeläge
aus den Zimmern herausgenommen und vor der Öffnung gelagert worden.
Die Aktion am Eröffnungsabend:
Über eine Leiter stieg der Akteur in den Raum
hinunter. Die Bodenbeläge (Dämmplatten, Teppich oder Laminat wurden von
Helfern durch die Öffnung in die zweite Etage geworfen), die Materialien
im unteren Raum verteilt und geschichtet. So entstand mit der Zeit ein
beinahe "geologischer" Querschnitt der Fußbodenbeläge des oberen
Stockwerkes.
Auf den geschichteten Bodenbelägen wurde ein neuer Raum mit ca. 210 cm
Deckenhöhe gebildet. Durch die Öffnung wurden ein paar rudimentäre
Einrichtungsgegenstände gereicht und montiert. Zum Schluss wurde eine
Ballonlampe mit 40 cm Durchmesser herabgelassen und an der Decke
aufgehängt.
Der Akteur verließ den hinteren Teil des Raums wieder über eine Leiter,
die Öffnung wurde von oben verschlossen. Den Ausstellungsbesuchern blieb
der Bildraum eines bewohnten "Zwischenneubaus".