verdichtet wohnlich, 2017  
 

Die Situation:
Das Kunstprojekt Verdichtung durch Abriss macht auf die vielen Villen im Essener Süden aufmerksam, die in den letzten Jahren abgerissen wurden, um Neubauten Platz zu machen.
Ursprünglich war eine Gruppenausstellung in einem kurz vor dem Abriss stehenden Haus geplant, es gab in der Immobilienbranche aber anscheinend Bedenken, dass durch das Projekt Aufmerksamkeit auf das jeweilige Objekt gelenkt wird.
Als Ausweichmöglichkeit stellte die Stadt das Gebäude am Weberplatz zur Verfügung, bei dem nach derzeitigem Stand die Fassade erhalten bleibt und das restliche Gebäude abgerissen wird. Das Gebäude gibt als Zwischennutzung Raum für kulturelle Projekte. Früher stand es als Verwaltungsgebäude für verschiedene Institutionen zur Verfügung.
Da sich der örtliche Rahmen für das Projekt geändert hatte und die Ausstellung nicht in einer Abrissvilla stattfand, sondern in einem klassischen Ausstellungsrahmen, war die Idee interessanter geworden, Abriss, Zwischenzustand und Neubeginn für die Besucher der Ausstellung sinnlich erfahrbar zu machen.

Vorbereitungen:
Raum 306 des 2ten Obergeschosses/ Raum 305 des 3ten Obergeschosses:
Auf ca. 220 cm Abstand zur Außenmauer wurde ein Netz quer durch den Raum in der zweiten Etage gespannt, so dass der hintere Teil des Zimmers abgetrennt war. Es wurde ein grobmaschiges, stabiles grünes Netz verwendet, wie zur Ladungssicherung bei Containern oder Anhängern.
In die Decke zwischen dritter und zweiter Etage wurde vor der Ausstellungseröffnung mit einem Hohlkernbohrer eine  40 cm große Öffnung im hinteren Teil des Zimmers gefräst.
Im dritten Obergeschoss waren im Vorfeld die verschiedenen Bodenbeläge aus den Zimmern herausgenommen und vor der Öffnung gelagert worden.

Die Aktion am Eröffnungsabend:
Über eine Leiter stieg der Akteur in den Raum hinunter. Die Bodenbeläge (Dämmplatten, Teppich oder Laminat wurden von Helfern durch die Öffnung in die zweite Etage geworfen), die Materialien im unteren Raum verteilt und geschichtet. So entstand mit der Zeit ein beinahe "geologischer" Querschnitt der Fußbodenbeläge des oberen Stockwerkes.
Auf den geschichteten Bodenbelägen wurde ein neuer Raum mit ca. 210 cm  Deckenhöhe gebildet. Durch die Öffnung wurden ein paar rudimentäre Einrichtungsgegenstände gereicht und montiert. Zum Schluss wurde eine Ballonlampe mit 40 cm Durchmesser herabgelassen und an der Decke aufgehängt.
Der Akteur verließ den hinteren Teil des Raums wieder über eine Leiter, die Öffnung wurde von oben verschlossen. Den Ausstellungsbesuchern blieb der Bildraum eines bewohnten "Zwischenneubaus".

 
     
 

zurück

 

 

 
 

 

orts- und themenbezogene Arbeiten