night fever, 2003
Künstlerhaus Dortmund
 

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Weiter entfernt nimmt man, gespiegelt in den Pfützen des Regens, die noch auf dem Dach glänzen, einen Penthouse-artigen Aufbau wahr, verglast, hinter dessen Scheiben Fernsehlicht leuchtet. Durch das linke der drei Fenster sieht man im Innern einen Fernsehapparat auf einem Tischchen, ein Sofa, darauf eine Fernbedienung und eine wie flüchtig zur Seite geworfene Decke, und vor dem Sofa ein Paar achtlos abgestreifte Damenschuhe.
Man kann nicht erkennen, welches Programm auf dem Fernsehgerät läuft, es bleibt dem Besucher nur als Lichtquelle. Die Spekulationen über die Geschichte, die hier erzählt wird, beginnen unmittelbar. Allerdings führen sie nicht zu einem eindeutigen Ergebnis: Es ist eine Vielzahl von Plots, die hier möglich sind, ob sie nun um ein Verbrechen kreisen, um Einsamkeit,  Nacht, Leere ... Das Befremden über die Situation ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Betrachter der einzige Akteur mitten in der Szene ist, ohne genau zu wissen, in welchem Teil der Geschichte er vorkommt – am Beginn, mittendrin oder eher gegen Ende. Auch das Zeitempfinden wird so von Schlichting nachhaltig gestört. Dieses Erschrecken, nun in der Handlung zu sein, ohne zu wissen, wo und wann genau, wird von der Verstörung begleitet, dass man die Rolle des Voyeurs eingenommen hat, des ungebetenen Betrachters von fremden Schicksalen, des unerkannt in die erleuchteten Innenräume Spähenden. Das Gefühl der Übertretung intimer Grenzen stellt sich ein.
Schlichting ordnet sein Werk „night fever“ den Arbeiten mit Licht zu: das ist eine glatte Untertreibung. Es ist auch eine Arbeit über Licht, aber gleichzeitig sehr viel mehr.In seinen Silikon-Abformungen beschäftigt sich der Künstler mit der sichtbaren und fühlbaren Oberfläche der Dinge– oft genug kann man auch dort nur spekulieren, wie die Realität wohl aussehen mag. Auch die Installation „night fever“ kann so begriffen werden: als Entrückung in eine Szenerie, die wiederum nur Abbild einer gänzlich anderen Geschichte ist.
Mit seiner Arbeit ist Schlichting nahe daran, Edward Hopper in die Installation zu übersetzen – zeitlos, vieldeutig und mit einer Ahnung einer traurigen Realität.
 
Peter Schmieder

 
night fever, 2003
Künstlerhaus Dortmund
 


Der Eintritt aus dem Hellen in das Dunkel der Installation „Night Fever“ erweitert nicht nur die Pupillen, die sich an die Dunkelheit gewöhnen wollen, sondern auch die anderen Sinne. Die Akustik ist verändert – man hört leise Musik, ohne sie sofort zu identifizieren. Man spürt einen Luftzug, riecht feuchte Luft und ahnt Dachpappe unter den Schuhen reiben.
Zwei Lichtquellen gibt es im Raum: zunächst nähert man
sich einem Kuppeldachfenster mit milchigweißem Glas,
unter dem bunte Lichter regelmäßige Bahnen ziehen. Von
hier kommt auch die gedämpfte Musik- „night fever“ von den
Bee Gees.
  night fever: diverse Materialien, Dachpappe, Ventilatoren, Lichtkuppel   Musik: night fever, Bee Gees disco version  
         
 

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