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Zur Situation:
Die Burgtorpassage befand sich zum Zeitpunkt der
Ausstellung in einem merkwürdigen Zustand zwischen
ehemaliger Nutzung und erwartetem Neubeginn. Bis auf ein
Geschäft (ausgerechnet ein Reisebüro) standen alle
Räume leer.
Zur Arbeit:
Das Schild Gemälde mit den dazu
gehörigen ehemaligen Geschäftsräumen der Kunsthandlung
Eberle waren Auslöser dieser Arbeit. Die komplette
Fassade der Kunsthandlung wurde mit ihrem eigenen Abbild
versiegelt, d.h. mit einer pastosen Schicht Ölfarbe
übermalt. Der aufbewahrende Aspekt von Malerei wurde
direkt am Gegenstand bzw. der Fassade angewendet. Das
"Dauerhaft- Machen" dieses einen Teils der
Passage betonte den Zwischenzustand des übrigen Teils.
Nach der Ausstellung wurde die Übermalung wieder
entfernt.
Text
zur Arbeit von Anja Schumann:
Angenommen aber, die Entwicklung
funktioneller Strukturen gehe dahin, dass das Objekt zum
Subjekt wird - welche Folgen - und seien sie noch so
absurd - ergäben sich?
Eine Gemäldehandlung, deren Fassade am Ende selbst
Gemälde ist - ein kommunikationsgestörtes Nintendokind
im Zeitalter der Massenkommunikation.Nicht nur, dass die
Absicht ihr Dasein verloren hat, sie hat sich ausverkauft
in dem Sinne, dass nichts bleibt außer dem entblößten,
auf sich selbst reduzierten Angebot hinter dem faktisch
kein Gegenstand mehr ist. Wir könnten von Politik
reden, die letztendlich nur noch Politikum ist, wir
könnten von Ethik sprechen, von Traditionen (man denke
an Weihnachten - die Geburt Jesu reduziert auf einen
Tannenbaum als entlarvter Aberglaube), von Kirchen, die
Frieden verkaufen wollen und nur noch Pax auf dem Banner
tragen, inhaltsleer, von Freizeitgesellschaft, die durch
hohle Betätigung tatsächlich immer mehr freie
Langeweile produziert und sich in ihren eigenen Bildern
verlebt Und man könnte Max Frisch zitieren: jeder Mensch
erfindet sich irgendwann eine Geschichte, die er für
sein Leben hält.
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