Dortmund, Burgtor-Passage
Gemäldehandlung, 1995
anlässlich der Ausstellung: zwischendurch

Übersicht: ortsbezogene Arbeiten

 
     
  Übermalung der kompletten Geschäftsfassade,
Ölfarbe, 13 x 3 m
 
     
  Zur Situation:
Die Burgtorpassage befand sich zum Zeitpunkt der Ausstellung in einem merkwürdigen Zustand zwischen ehemaliger Nutzung und erwartetem Neubeginn. Bis auf ein Geschäft (ausgerechnet ein Reisebüro) standen alle Räume leer.

Zur Arbeit:
Das Schild Gemälde mit den dazu gehörigen ehemaligen Geschäftsräumen der Kunsthandlung Eberle waren Auslöser dieser Arbeit. Die komplette Fassade der Kunsthandlung wurde mit ihrem eigenen Abbild versiegelt, d.h. mit einer pastosen Schicht Ölfarbe übermalt. Der aufbewahrende Aspekt von Malerei wurde direkt am Gegenstand bzw. der Fassade angewendet. Das "Dauerhaft- Machen" dieses einen Teils der Passage betonte den Zwischenzustand des übrigen Teils. Nach der Ausstellung wurde die Übermalung wieder entfernt.

Text zur Arbeit von Anja Schumann:
Angenommen aber, die Entwicklung funktioneller Strukturen gehe dahin, dass das Objekt zum Subjekt wird - welche Folgen - und seien sie noch so absurd - ergäben sich?
Eine Gemäldehandlung, deren Fassade am Ende selbst Gemälde ist - ein kommunikationsgestörtes Nintendokind im Zeitalter der Massenkommunikation.Nicht nur, dass die Absicht ihr Dasein verloren hat, sie hat sich ausverkauft in dem Sinne, dass nichts bleibt außer dem entblößten, auf sich selbst reduzierten Angebot hinter dem faktisch kein Gegenstand mehr ist.  Wir könnten von Politik reden, die letztendlich nur noch Politikum ist, wir könnten von Ethik sprechen, von Traditionen (man denke an Weihnachten - die Geburt Jesu reduziert auf einen Tannenbaum als entlarvter Aberglaube), von Kirchen, die Frieden verkaufen wollen und nur noch Pax auf dem Banner tragen, inhaltsleer, von Freizeitgesellschaft, die durch hohle Betätigung tatsächlich immer mehr freie Langeweile produziert und sich in ihren eigenen Bildern verlebt Und man könnte Max Frisch zitieren: jeder Mensch erfindet sich irgendwann eine Geschichte, die er für sein Leben hält.

 
     
 

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